Die Bedingungen, die Bienen in der Imkerei vorfinden, unterscheiden sich stark von denen, an die sich sich in einem Jahrmillionen langen Prozess angepasst haben. So auch der Abstand zum Boden, in der Imkerei mein nur wenige Zentimeter, in der Natur meist um die fünf Meter, oft sogar mehr. Schwärme lassen in ihrer Entscheidung für einen neuen Nistplatz den Abstand zum Boden einfließen und das hat gute Gründe.

Für einen großen Abstand zum Boden spricht zum Beispiel das günstigere Klima. In der Nähe des Bodens herrscht ein feuchtes Klima, schädliche Mikroben haben leichtes Spiel vom Boden direkt in den Bienenstock einzudringen. Die hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt zudem Schimmelwachstum, was wiederum, wie für uns Menschen, auch für Bienen schädlich ist. In der Höhe herrscht eine geringe Luftfeuchtigkeit, Mikroben aus dem Boden erreichen diese Höhen nicht und Schimmel kann aufgrund der geringen Luftfeuchtigkeit nicht wachsen.

Ein weiterer bedeutender Grund für einen großen Abstand zum Boden ist, dass kranke Bienen es nicht mehr in den Bienenstock schaffen und das Volk nicht anstecken können. In der Imkerei schleppen sich kranke Bienen in den Stock indem sie entweder die geringe Höhe im Flug überwinden oder an der Beute und an den Stützen empor klettern.

Bienen in luftigen Höhen zu halten ist nicht leicht und auch wir haben noch keine praktikable Möglichkeit für unsere Baumhöhlen gefunden, dennoch wagen wir uns daran und beginnen mit einer Unterkonstruktion, die immerhin ein Abstand zum Boden von einem Meter ermöglicht. Letztlich zeigt uns dieses Beispiel einfach, dass die Bienen ihre Gründe für ihre besonderen Lebensgewohnheiten hoch oben in den Bäumen haben und wir nicht alles besser wissen.
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Quelle: Thomas D. Seeley: Bienendemokratie, Seite 97

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